Foodblogger aufgepasst, denn es droht heiße Konkurrenz aus Südkorea. Mok Bang – ein kurioser Trend erobert das Web und entwickelt sich zum südkoreanischen Hit-Phänomen, denn wenn junge, attraktive Menschen es vor der Kamera im Livestream tun, wird der koreanischen Internetgemeinde der Mund wässrig.
Sie nennen sich BJs (Broadcast Jockeys) und sie vloggen hart für ihr Geld, wenn sie bis zu 6 Stunden am Stück essen und streamen. Dabei wird nicht nur zögerlich am Essen herumgeknabbert, sondern es geht richtig zur Sache. Die BJs starten regelrechte Fressorgien vor laufender Kamera und tausende sehen ihnen dabei zu, wenn – an der Grenze zum Widerlichen, geschmatzt, geschlürft und gerülpst wird. Sehen kann man dieses globale, große Fressen auf dem Livestream-Channel Africa TV. Einer der Stars am BJs Himmel ist die 33-jährige, zierliche Park Seo-yeon. Sie verdient laut Sender monatlich bis zu 9000 Euro mit ihrem skurrilen Mok Banging, bei dem sie Mengen verschlingt, die einer 4-köpfigen Familie als Tagesration ausreichen würde. Zurecht, wie sie sagt, denn mit dem verdienten Geld muss sie nicht nur Unmengen an Essen bestellen, sondern auch in ihr Vlogging- Equipment und in ihre Fitnessstudiobesuche investieren, denn bei der täglichen Kalorienzufuhr muss hart am schlanken Figürchen trainiert werden.
Begonnen hat der skurrile Hype bereits 2011, als parodistische Antwort auf Kochsendungen mit Celebrities. In der Zwischenzeit werden die Fressorgien von über 70% der jungen koreanischen Generation auf ihren Smartphones verfolgt. Da drängt sich natürlich die Frage auf, warum Menschen anderen Menschen so gerne beim Essen zusehen. Die Antworten auf diese Frage klingen nicht weniger verrückt als die Sache an sich: Während ein Teil der befragten Mok Bang Fans davon schwärmt, wie gut es tut als Single nicht alleine essen zu müssen, geben andere Personen an, dass sie es aus asketischen oder diätologischen Gründen wenigstens am Essensgenuss anderer teilhaben wollen. Nach dem Motto: Das Auge isst mit, wenn sie sich mit knurrendem Magen den visuellen Reizen hingeben.
Der Wiener Psychologe Roman Braun erforschte die Motive der BJs: „Durch das Extreme erhält man noch mehr Aufmerksamkeit und ist noch fixerer Bestandteil des Online-Rudels. Ganz nach dem Motto: Ich bin ein Freak, behaltet mich.“ Selbstinszenierung durch Übertriebenheit und die Gier nach Likes sind seiner Einschätzung nach die Hauptgründe für das Public Eating. Die Konkurrenz futtert unerbittlich, was der Bezeichnung „Futterneid“ eine ganz neue Bedeutung gibt.
Auch andere springen auf den Zug auf. So die australische Fotografin Sarah Bahbah, die die schlüpfrige Bezeichnung „Food Porn“ wörtlich genommen hat. Für ihre Serie „Sex and Take Out“ hat sie ihre Models erotisch bis pornographisch mit ihrem Essen in Szene gesetzt. Anders als die BJs rekeln sich ihre Mok Banger mit einem Stück Pizza oder einem fetten Tortenstück im Bett. Die Botschaft dahinter: „Es geht um diese gemeinsamen Junk-Food-Momente im Bett, in denen man einfach nur sich hat und sich um nichts schert“, wird die Fotografin zitiert.
Die Überlebenschance des Mok Banging Trends schätzen Psychologen als eher kurzfristig ein. Zum Glück, denn ethisch betrachtet ist der Ekelfaktor angesichts der vielen, hungernden Menschen auf der Welt nicht auszuhalten.
Quelle: http://humoralpathologie.de/
http://dontpaniconline.com/magazine/arts/sex-take-out-other-fun-stuff-by-sarah-bahbah
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