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Autor: Andrea Walter

Wir Menschen werden mit einem gewissen Maß an Grundvertrauen, in die Menschen die uns umgeben, geboren. In den ersten Lebensjahren werden die Weichen dafür gestellt, ob wir der Welt tendenziell Vertrauen entgegenbringen können oder nicht. Nach und nach lehrt uns das Leben jedoch leider oft, dass es nicht immer empfehlenswert ist, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und anzuvertrauen, unser Schicksal und unsere tiefsten Empfindungen in deren Hände zu legen. Viele von uns haben verlernt sich anderen so zu zeigen wie sie sind. Sie tragen die Maske des Selbstschutzes, zwischen Hoffen und Bangen, dass jemand kommen könnte der sie uns abnimmt

Wir leben in einer Welt, die in vielerlei Hinsicht freigiebig und mitteilsam ist. Wir reden offen und viel über Sex und tragen unsere Erlebnisse gerne in die großen, sozialen Netzwerke hinaus. Wir sind umringt von immer wieder neuen, gebrochenen Tabus, von Grenzüberschreitern, von nackten, twerkenden Frauen, von Extrovertiertheit und Enthemmtheit. Wir gucken „Sex and the City“ im Hauptabendprogramm, und die körperliche Nacktheit ist allgegenwärtig. Doch wie es hinter den selbstbewussten, frivolen oder offenherzigen Persönlichkeiten aussieht, das bleibt oft verborgen. Selbst Sex kratzt häufig nur noch an unserer Oberfläche. Zu groß ist die Gefahr, dass jemand uns wirklich sieht, dass jemand ablehnt was wir wirklich sind, nicht das was wir nur vorgeben zu sein. – Sofern wir selbst noch wissen wer und wie wir wirklich sind. Sofern wir noch nicht zu der Rolle, die wir spielen, verkommen sind, und sofern das Schokoladenseiten-Selfie nicht bereits unser wahres ICH ersetzt.

Von Offenheit zur Offenbarung ist oft nur ein kurzer Atemzug. Und die wahre Offenbarung hat nichts mit gekünstelt dargestellter Authentizität zu tun. Wer sich jemand anderem anvertraut, wer den Schutzpanzer fallen lässt, gibt etwas von sich preis, macht sich verletzbar. Wir zeigen der Welt damit unsere kleinen Wunden und reichen ihr den Salzstreuer. Ganz egal, ob wir über unsere wahren Träume, über das Hadern mit uns selbst, über Sorgen oder Ängste sprechen. In einer Zeit, die schnell geworden ist und in vielen Bereichen oberflächlich bleibt, wäre das ein Risiko. Denn wo die tiefsten, verborgenen Emotionen und Gedanken an den falschen Menschen geraten, kann uns die eigene emotionale Nacktheit wie ein Boomerang das Genick brechen.

Wie oft im Leben hören wir die Worte „Ich liebe dich so wie du bist“ oder „Du kannst mir vertrauen“ und spüren doch, wie diese Worte längst im Erinnerungsbuch unserer Enttäuschungen an Wert und Sicherheit verloren haben. Wenn wir uns doch nur darauf verlassen könnten, wenn wir doch nur die Gewissheit hätten, dass die erlebte emotionale Nähe mit den damit verbundenen positiven Erfahrungen von Dauer wäre, würden auch die Angst davor weichen. Denn was wir fürchten, ist die Möglichkeit, infolge einer intimen Beziehung mit einem anderen verletzt und abgelehnt zu werden.

Falsch wäre es jedoch, jetzt wie eine Muschel zuzuklappen und nichts und niemanden mehr am eigenen, puren und unverfälschtem Fühlen teilhaben zu lassen. Es ist keine Frage, ob man offen sein sollte, sondern wem gegenüber. Doch auch große Sympathie oder Liebe allein können nicht die Kriterien sein. Oft ist der Kontext, in dem man sich mitteilt, viel entscheidender. Wenn wir lernen, persönliche Verantwortung zu übernehmen, um unseren eigenen Wert zu definieren, anstatt Anerkennung und Liebe der anderen für unser Selbstwertgefühl verantwortlich zu machen, werden wir auch eine Ablehnung ertragen.

Es lohnt sich zu vertrauen, sich zu zeigen wie man ist. Emotionale Nähe ein wundervolles Erlebnis und tiefe Vertrautheit nimmt das Gefühl von Einsamkeit. Gibt es schöneres Gefühl, als am Morgen aufzuwachen und zu wissen, dass es einen Menschen gibt der einen bedingungslos liebt und annimmt, so wie man ist? Einen Menschen, dem man sich nicht nur von seiner Schokoladenseite zeigen braucht, sondern einen, vor den man auch mit einem guten Gefühl treten kann, wenn an der Schokoladenseite einmal die Arschkarte klebt. Wie wunderbar ist es zu wissen, dass es in der Nähe dieses Menschen nichts braucht – kein Image, kein Sich-Selbst-Erfinden, keine Maske, keine Halbherzigen Worte und Handlungen. Und wenn es diesen Menschen wirklich gibt, dann müssten wir doch nur glauben können, dass es wahr ist.

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