Autor: Andrea Walter
„Igitt, du riechst nach Schweiß!“ Schweißgeruch erfreut sich nicht gerade hoher Wertschätzung und wird von den meisten Männern mit Deo bekämpft. Dabei kann Schweiß und das damit ausgeschiedene Androstadienon Frauen angeblich in Ekstase versetzen. Es ist nach wie vor umstritten, ob Menschen überhaupt auf Sexuallockstoffe ansprechen, jene Duftstoffe, die unter anderem das andere Geschlecht anziehen und zum Sex verleiten sollen. Nun sind Forscher nahe dran nachzuweisen, dass Menschen einen solchen Stoff produzieren – in ihrem Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten. Also, lasst uns losschnuppern!
The best smell in the world is the (wo)man you love.
Was für die eine Nase ein verschwitztes Shirt ist, ist für die andere ein Rausch der Sinne. Jeder Mensch hat einen ganz eigenen, einmaligen Körperduft, den man auch den olfaktorischen Fingerabdruck nennt. Diese Geruchsmischung wird nur minimal von Nahrungseinflüssen, der eigenen Lebensweise oder künstlichen Zusatzdüften wie Deos oder Parfums beeinflusst, sondern ist fest in unserem Erbgut verankert. Wir kennen das alle: Während wir uns von einem Menschen gar nicht satt genug riechen können und sein Körpergeruch uns heiß macht, haben wir vom anderen rasch die Nase voll. Doch andere Scharfmacher sind für unsere Nase nicht wahrnehmbar: Pheromone.
Pheromone sind Duftstoffe, mit denen Lebewesen untereinander auf biochemischem Wege kommunizieren. Nach wie vor fehlen eindeutige Belege für den Nachweis von menschlichen Pheromonen, doch die Universität von Kalifornien in Berkeley hat in der Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“ eine vielversprechende Studie veröffentlicht, aus welcher hervorgeht, dass sowohl Männer als auch Frauen diese Geheimwaffe besitzen. Während Männer, laut diesen Wissenschaftlern, ihre geheimen Lockstoffe überwiegend aus Schweißdrüsen und Samenflüssigkeit versprühen, lockt die Frau mit Kopulinen, einem Gemisch aus Fettsäuren die sich im Vaginalsekret befinden, welche man streng genommen zwar nicht als „Pheromone“ bezeichnen kann, welche sich in Studien jedoch als Liebes-Duftbombe erwiesen haben. Eine Sex-Garantie sind diese Lockstoffe jedoch nicht, auch wenn die Parfumindustrie sich das Werben mit Pheromonen gerne zu Nutze macht.
Der sichere Schlüssel zum „einander riechen können“ scheint der eigene Körpergeruch des olfaktorischen Systems zu sein. Dieser bestimmt, wen wir sexy finden, und wen wir uns lieber auf Distanz halten. Dieser Geruch bleibt uns ein Leben lang erhalten, und auch Chanel N°5 und Kölnisch Wasser können diesen nicht für die Nasen der anderen vertuschen. Auf unseren ältesten Sinn ist Verlass: Ein Mensch, den wir als lecker empfinden, verströmt für unser eigenes Empfinden bereits jede Menge anturnende Lockstoffe. Sobald wir einen Menschen erschnuppert haben, wächst daraus Vertrautheit und wir entscheiden, ob dieser eine sexuelle Gier in uns auslöst und ob der olfaktorischen Vereinigung die sexuelle Vereinigung folgen kann. Riech mich – nimm mich, oder auch nicht! Die individuellsten Duftnoten entstehen am Anus, an der Vulva, unter den Achseln, an den Oberschenkelspalten, an der Kopfhaut und an den Füßen, und obwohl das Beschnuppern das Partners für viele ein Tabu darstellt, wirkt dieser Akt nicht nur auf Geruchsfetischisten hoch erotisierend, sofern die Biochemie zwischen zwei Menschen stimmt. Vielerlei künstliche Duftstoffe sind hierbei oft kontraproduktiv, denn das Wesentliche ist nicht nur für unser Herz unsichtbar, sondern auch für unsere Nase „unriechbar“.
Quellen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982214001870
http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/282/1804/20142994