Autor: Andrea Walter
Heute möchte ich über religiöse Sexualmoral schreiben. Unter Sexualmoral versteht man Wertvorstellungen und Anschauungen zur Sexualität, bei welcher es in den großen Weltreligionen unterschiedliche ethische Auffassungen gibt. Heute werde ich euch also ein wenig „sexualpredigen“, falls ihr euch darauf einlassen wollt. Ich nehme meinen Platz vor dem WordPress Altar ein und psalmodiere euch meine Bloggerei, in nie da gewesenen sakralen Tönen.
„Das schlimmste an der christlichen Religion ist ihre krankhafte und unnatürliche Einstellung zur Sexualität.“ (Bertrand Russell)
Du bist Atheist? Es spielt keine Rolle, denn auch für jene, die mit Religion und Doppelmoralpredigten nichts am Hut haben, spielen religiöse Wertvorstellungen eine nicht unwesentliche Rolle, denn die Ethik der westlichen Welt wurde vor allem sehr stark durch das Christentum geprägt. Zu den moralischen Ansichten des Christentums zählen unter anderem die Ablehnung von Ehebruch, außerehelichem Geschlechtsverkehr und Homosexualität. Nicht viel anders sah es bereits im Judentum aus. Darüber hinaus gab es im alten Rom religiöse Bewegungen, die sich für Askese ausgesprochen haben, denn das sexuelle Verlangen soll laut christlicher Lehre, eine menschliche und moralische Schwäche darstellen. Die römisch-katholische Kirche entwickelte zudem weitere, für sie nützliche Regeln, wozu vor allem der Zölibat gehört, der bis heute, zumindest offiziell, Gültigkeit hat. Eine Reformation im 16. Jahrhundert führte zur Teilung der Kirche in verschiedene Konfessionen. Der Zölibat wurde größtenteils übernommen. Schade, für die heutigen Priester, denn jeder zweite von ihnen würde sich nicht noch einmal für einen zölibatären Lebensstil entscheiden. Dies ergab eine aktuelle, von der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin vorgestellte, Seelsorgestudie.
Anders sieht es im Islam aus, denn bei diesem wird körperliche Liebe, wenn sie im erlaubten Rahmen und nach den Regeln der Scharia stattfindet, als sehr positiv angesehen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Ehe, die „Manifestation des göttlichen Willens“. Mohammed, der Begründer des Islams, wurde von seiner Glaubensauffassung stark vom Judentum und teilweise auch vom Christentum beeinflusst. Doch im Unterschied zu anderen asketischen Glaubensrichtungen, gibt es beim Islam keine Lehren über die verbotene „Lust des Fleisches“ oder der „Erbsünden“. Außerehelichen Geschlechtsverkehr auszuführen, ist auch im Islam verboten, denn die Ehe gilt als moralischer, unumstößlicher Grundpfeiler beim Zusammenleben von Mann und Frau. Ebenso verbietet der Islam, sich dem Ehepartner sexuell zu verweigern, da eine solche Verweigerung den Partner dazu führen könnte, eine verbotene Ersatzbefriedigung in Anspruch zu nehmen. Prinzipiell ist die Polygamie im Islam erlaubt, so hat der muslimische Mann das Recht, sich bis zu vier Ehefrauen zu „nehmen“. In verschiedenen islamischen Ländern, wie der Türkei, wurde die Vielehe jedoch verboten. In den Staaten am persischen Golf jedoch, ist sie noch üblich. Unterschiedliche Auffassungen bestehen es im Islam auch hinsichtlich Oralverkehr und Analverkehr. Strikt abgelehnt werden im Islam Homosexualität und Prostitution.
Im Buddhismus wird der Sexualmoral wesentlich weniger Bedeutung gegeben. Gautamas Lehren verbreiten die Ansicht, dass menschliches Begehren ganz allgemein eine Schwäche sei. Grundsätzlich ist die Sexualmoral im Buddhismus jedoch tolerant. So betrachtet man in dieser Glaubensrichtung Sexualität als private Angelegenheit zwischen den Partnern. Sexuelle Praktiken wie Oralverkehr, Analverkehr, Selbstbefriedigung oder Homosexualität werden mitunter zwar missbilligt, zu Unruhen in der Bevölkerung führen sie jedoch nicht.
Sehr offen und liberal wird Sexualität im Pastafarianismus praktiziert. Im „Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters“ sprechen sich die darin erklärten Grundsätze für die freie Liebe, für den Gebrauch von Kondomen und gegen Nötigung aus. Nach dem Tod so sagt man, steht dem Gläubigen im „Himmel“ eine Stripperfabrik zur Verfügung.
Nun, meine liebe Glaubensgemeinde…erhebet euch nun…Ach, Quatsch. Lümmelt ruhig weiter vor euren Bildschirmen. Aber bitte denkt über folgende Frage nach: Kann man aus der Sexualmoral verschiedener Glaubensrichtungen die These ableiten „Zeig mir deinen Sex, und ich sag dir welcher Religion du angehörst“ oder „Sag mir, welcher Religion du angehörst, damit ich weiß, ob ich mit dir Sex haben will?“ Ich denke nicht. Denn was hinter verschlossenen Türen passiert, ist Privatsache, und Trieb ist Trieb und Natur ist stärker als Religion. Viele Glaubensfanatiker haben sich dies leider nicht eingestanden. Wo Religion sexuelle Bedürfnisse zu sehr unterdrückt, suchen die Menschen nach einem Ventil. Glaubt man Google, so suchen nirgendwo so viele Menschen nach pornografischem Material im Internet, wie in Pakistan. Meist allerdings ohne Erfolg, denn viele Inhalte hat die religiöse Regierung sperren lassen. Ein unfassbar schlimmes Beispiel, für die fatale Auswirkung unterdrückter sexueller Grundbedürfnisse, sind die Missbrauchsvorfälle hinter katholischen Kirchenmauern.
Ist nun die Schlussfolgerung: „Kirchenaustritt für besseren Sex?“ Wenn man einer amerikanischen Studie glaubt, so lautet die Antwort „ja“. Und diesbezüglich möchte ich einer Pseudostudie ausnahmsweise unhinterfragt einmal Glauben schenken.
Auch wenn Sex und Sünde von vielen Religionen stark gekoppelt werden, hat dies keine Auswirkung auf unser sexuelles Verlangen, wohl aber auf die Zufriedenheit und den genussvollen Umgang mit Sex, welcher offenbar eher möglich ist, wenn Menschen Religion, und ihre all zu strengen Vorschriften, hinter sich lassen können und dürfen, und einander lieben, wie sie einander lieben wollen.
„There is no religion but sex and music.“ (Sting)
Hat dies auf FSMoSophica rebloggt und kommentierte:
Ramen:)
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