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eat me

Autor: Andrea Walter

Schon einige male habe ich in meinen Artikeln, zum Thema „Essen“, von Sinnlichkeit gesprochen: Von der Sinnlichkeit Lebensmittel zu erforschen, sie zuzubereiten und vom sinnlichen Genuss sich beim Essen einem Gaumenerguss hinzugeben. Essen und Sex liegen sehr nahe beieinander. Beides weckt Gelüste, Begierde und Phantasien und nicht zuletzt ruft ein gutes, cremiges Stück Torte ähnliche „Mmhs“ und „Ahhs“ hervor wie beim Liebesspiel. Auch den Menschen, den wir begehren, wollen wir mit allen Sinnen erleben: Wir wollen seinen Körper berühren, sehen, hören, riechen und schmecken. In diesem Artikel bringe ich nun meine beiden Lieblingsthemen zusammen: Essen und Sex – fleischliche Genüsse, denen auch ich als Vegetarierin vollständig ausgeliefert bin.

Schon unsere Sprache verrät, was unsere beiden Lieblingsaktivitäten verbindet. „Ich will dich vernaschen“, „Sahneschnitte“, „Früchtchen“, jemanden „anknabbern“ wollen, jemanden „scharf finden“ oder auch „I want to eat you“ sind, sofern nicht von einem praktizierenden Kannibalen ausgesprochen, gängige Redewendungen mit denen wir unserem Objekt der Begierde unser erotisches und sexuelles Interesse vermitteln, Redewendungen mit denen wir locken, verführen und Kopfkino beim Gegenüber auslösen.

Das romantische Abendessen ist für viele der Klassiker für ein Date. Die Art und Weise wie wir essen sagt schon einiges über uns, und über unsere Fähigkeit zu genießen und uns fallen zu lassen, aus. Schlingen wir die Spaghetti runter oder saugen wir sie langsam in den Mund? Die Zungenspitze über sein Eis kreisen zu lassen, und dem Partner dabei in die Augen zu gucken, kann eine interessante Einladung zu gemeinsamen, oralen Erlebnissen sein. Wie auch immer wir essen, unserem Gegenüber wird dies nicht entgehen. Wenn wir uns dieser reizvollen Wirkung bewusst sind, sind wir imstande sie gezielt einzusetzen und das „Diner à Deux“ zum Bindeglied zwischen Essen und Vorspiel werden zu lassen.

Maler, die Werbebranche oder Filmemacher nützen die vielfältige Symbolik der Wirkung des Essens. Wir erinnern uns an Casanova, der mit seinen Lustmahlen Frauen erobern wollte, an Joghurt Werbespots, in denen attraktive Frauen genüssliche mit ihrer Zunge die Joghurtreste von ihren Lippen lecken, und wir erinnern uns bestimmt alle an die berühmte Essenszene vom Erotikstreifen „9 ½ Wochen“, in der Mickey Rourke seiner Gespielin die Augen verbindet und einen Eiswürfel an ihrem Bauch nach unten gleiten lässt.

Der Mensch erotisiert Lebensmittel, und vor allem die Werbung macht sich dies zu Nutzen. Wir werden überhäuft von sexueller Symbolik, von der Banane als Phallussymbol, von der Rocher Kugel als Symbol für die weibliche Vagina, die mit dem Slogan „Je ne regrette rien“, ausgeleckt werden möchte. Kaffeegenuss, der verführt und Schokolade, von der wir einfach nie genug bekommen, sind eher die subtileren Botschaften, in unserer „versexten“ Werbelandschaft.

Dann gibt es natürlich noch spezielle Lebensmittel, denen eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird. Artischocken, Erdbeeren, Spargel, Cayennepfeffer oder die Schärfe von Chili sollen das Liebesleben in Schwung bringen. Trüffel gelten zudem als perfektes Aphrodisiakum für Frauen, und Granatäpfel, welche in der Griechischen Antike als Symbol für die Göttin Aphrodite standen, sollen beim Mann Erektionsstörungen vorbeugen. Weintrauben werden mit Bacchus, dem römischen Gott des Weines und Rausches, in Verbindung gebracht und sind vielseitig beim erotischen Vorspiel einsetzbar.

Sowohl beim Kuss, als auch beim Essen wird der Mundraum stimuliert, Neurotransmitter und Glückshormone, wie Serotonin, Adrenalin und Endorphine überfluten uns, der Puls kommt in Fahrt, die Körpertemperatur steigt und wir werden durch das Spiel der Zunge in positiven Stress versetzt. Wir schließen bei einem Kuss, beim Cunnilingus und bei der Fellatio die Augen, lassen uns an den Höhepunkt unserer Ekstase treiben, ebenso sollten wir gelegentlich auch beim Essen unsere Augen schließen, den Geschmack in uns aufsaugen, die Kontrolle für einen Moment abgeben, uns zur Gänze unserem Lustempfinden hingeben. Unsere Erotische Speisekarte kann so üppig sein, und auf so unterschiedliche Art wie wir täglich unsere Mahlzeiten zu uns nehmen, so unterschiedlich haben wir auch Sex. Manchmal schlingen wir aus Gier, weil es uns gar nicht schnell genug gehen kann – ein wildes Herfallen über das was wir unbedingt haben wollen. An manchen Tagen könnten wir ständig essen, und an anderen Tagen kommt der Appetit erst beim Essen. Oft brauchen wir 3 Gänge und manchmal sind wir so ausgehungert, dass uns ein wenig Naschen schon reicht. Wir essen allein, zu zweit, in Gruppen. Wir naschen von dem Teller anderer, lassen uns von den Rezeptideen anderer anregen. Das Angebot ist groß und es liegt an uns, das zu finden, das uns gut tut, uns befriedigt und satt macht.

Noch ein guter Tipp am Rande: Egal wie wir essen, auswärts sollte immer nur nach Absprache mit dem Partner gegessen werden.

In diesem Sinne: Komm, Baby, und dann lass uns essen. Mmmhalzeit!

Ein Kommentar zu “Eat me, Baby!

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