Autor: Andrea Walter
Wir kennen „Die Schöne und das Biest“, das berühmte französische Volksmärchen von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve und die Geschichte von der schönen Belle, die in einem kleinen Dorf in Frankreich lebt, und von dem Prinzen, der durch den Fluch einer Fee in ein Biest verwandelt worden ist. Erst wenn das Biest lernt zu lieben und selbst geliebt wird, soll der Fluch von ihm genommen und es erlöst werden. Selbstverständlich verliebt Belle sich in das Biest und alles nimmt sein märchenhaftes, glückliches Ende. Doch auch im realen Leben scheint es so, als würden Frauen die düsteren Kerle bevorzugen. Was wollen die Frauen wirklich? Den „Bad Boy“ oder den „Good Guy“?
They call me Danger – I´m not a Saint, my Love
Don´t try to touch me, I´m am getting wild, Love
I´m just a Beast and you´re Child.
(“Red Light” Louie Austen)
Glaubt man allgemeinen Aussagen, die in Frauenzeitschriften gerne verbreitet werden, so dürfen Männer ruhig ein bisschen böse sein. Der liebe und durchschaubare Typ ist weniger aufregend, da er nicht mehr erobert werden kann. Frauen finden – so heißt es – Männer spannend, die sie erst knacken müssen. Zu sehen, dass er nach außen hin unnahbar und rau wirkt, aber in trauter Zweisamkeit ganz zahm und zärtlich sein kann – das ist es, was Frauen angeblich reizt. Das Prinzip „harte Schale, weicher Kern“ scheint verlockend zu sein.
Diese These stützt auch eine Untersuchung des Neurobiologen Pat Barclay von der Cornell University in New York, wie es das Magazin New Scientist beschreibt. Er stellte Frauen vor die Wahl zwischen sozial eingestellten und eher selbstbezogenen Männern. Das eindeutige Ergebnis: Für eine Langzeitbeziehung ziehen Frauen den nach außen sozial wirkenden Mann vor – den Good Guy. Bei Flirts und Abenteuern kommen demnach potent wirkende und eher rüpelhafte Machos zum Zug. Begründet wird dieses weibliche Verhalten von Psychologen so, dass offensiv flirtende, egoistisch und maskulin wirkende Männer mehr Potenz ausstrahlen, was ein Zeichen für gute Gene ist und eine sichere Fortpflanzung signalisiert. Also, dreht sich wieder einmal alles nur um Sex?
Nein, es geht auch um Romantik. In den Köpfen vieler Frauen haben sich die Antihelden der Kinoleinwand eingebrannt. Dabei muss es keinesfalls immer um den klassischen Bikerrüpel gehen. Wir geraten bei Männern ins Schwärmen, die uns faszinieren, die sich deutlich von anderen durch ihre charmante Un-Perfektion abgrenzen, die uns eroberungswürdig erscheinen; deren Blick wir erst auf uns ziehen und deren Herz wir erobern müssen, denn auch wir Frauen lieben die Jagd. Das kann sowohl auf den unnahbaren Nerd, den eigenbrötlerischen Exzentriker, als auch auf den Macho oder den Internetrebellen zutreffen. Sie alle reizen uns mit Distanziertheit und Unzugänglichkeit hinter dessen Fassade wir blicken wollen. Männer, die den Eindruck erwecken sie wären für jede beliebige Frau leicht zu haben oder jene die meinen sie könnten uns mit einem Fingerschnippen bekommen, katapultieren sich rasch ins Abseits. Männer hingegen, bei denen wir fühlen, dass wir tief in ihnen etwas bewegen, auf eine Art wie es keine andere vor uns geschafft hat, die wollen wir uns näher ansehen – die wollen wir endgültig knacken, denn das sind vielleicht die heimlichen Prinzen, bei denen es sich lohnt sie zu küssen und die möglicherweise sogar unser Happy End schreiben.